Normalerweise macht man sich um das Thema Bewegungsfahrt kaum Gedanken. Doch in der momentanen Coronasituation bekommt mancher Wohnmobilist ein schlechtes Gewissen bei der langen Standzeit seines Wohnmobils.
Die Saisonfahrer unter uns haben ihr Gefährt meistens
untergestellt oder in einer Halle zur Überwinterung gebracht. Hier steht
es dann trocken, einigermaßen temperiert und wird oft ans Stromnetz
angeschlossen. Hier haben Rost, defekte Batterien und Standplatten der
Reifen keine große Chance.
Der Ganzjahresfahrer ohne
Unterstellmöglichkeit hat hier natürlich Probleme. So auch wir! Das
Wohnmobil ist in diesem Fall allen Witterungseinflüssen wie Temperatur,
Feuchtigkeit, Frost, etc. ausgesetzt und das hat Auswirkungen auf
diverse Komponenten unserer Fahrzeuge.
Normalerweise steht bei
uns Winter- und Nebensaisoncamping auf dem Programm. Leider ist dieses
Jahr damit Essig und darum habe ich heute auch wieder eine
Bewegungsfahrt unternommen. Während dieser 100 (!) Kilometerlangen Fahrt
habe ich mir dabei Gedanken gemacht was bei einer Bewegungsfahrt so
mechanisch, chemisch und elektrisch alles passiert bzw. verhindert wird.
Hier die wichtigsten Punkte:
1) Die Batterien
Die Batterien werden während der Fahrt aufgeladen und werden somit vor einer Tiefentladung geschützt.
2) Die Reifen
Reifen bekommen durch zu lange Standzeiten sogenannte Standplatten. Dies macht sich dann während der Fahrt durch unruhigen Lauf bemerkbar. Der Reifen rollt nicht mehr sauber ab uns das Profil kann im schlimmsten Fall Schaden nehmen bzw. Auswaschungen bekommen.
3) Bremsen
Werden die Bremsen lange nicht betätigt, können sich die Bremskolben in den Bremssätteln festsetzen. Das ist besonders dann der Fall wenn Feuchtigkeit eindringen konnte. Ebenfalls sind angerostete Bremsscheiben nach langer Winterstandzeit zu beobachten. Diese sollte dann vorsichtig wieder eingebremst werden.
4) Radlager
Was für die Reifen gilt, trifft teils auch für die Radlager zu. Durch die punktuelle Belastung der Radlager (Standzeit) kommen auch dort kleine Abplattungen vor. Ein vorzeitiger Verschleiß ist die Folge.
5) Motoröl
Das Motoröl sollte richtig warmgefahren werden damit sich alle Kondensate (z.B. durch Kurzstrecken) wieder verflüchtigen.
6) Motor und Getriebe
Wenn der Motor und sein Innenleben lange stehen, sickert das Motoröl zurück in die Ölwanne. Das ist ganz normal, doch zuvor mit Öl benetzte Bauteile (Lager, Wellen, Kolben, Zahnräder, Steuerketten, ...) stehen dadurch mit der Zeit trocken. Das gilt auch für das Getriebe. Durch die Bewegungsfahrt werden wieder alle Komponenten mit Öl benetzt.
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Quelle: Pixabay |
7) Kühlsystem
Auch
die Wasserpumpe und das Kühlmittel sollten mal zirkulieren. Gerade die
Wasserpumpe neigt manchmal, durch zu langen Stillstand, zum Festsetzen.
Die feinen Kanäle des Kühlsystems werden durch die Bewegungsfahrt auch
mal wieder durchgespült. Speziell bei altem Kühlmittel können sich hier
Ablagerungen bilden und diese Kanäle verstopfen. Auch sollte die Heizung
bei der Fahrt eingeschaltet sein.
8) Lichtmaschine
Die Lichtmaschine ist zwar ein elektrisches Bauteil, geht aber dennoch mechanisch zu Werke. Deshalb sollte sich der Rotor im Stator auch mal drehen. Zudem hat auch die Lichtmaschine ein Lager welches mal bewegt werden sollte.
9)Kraftoffanlage
Die Kraftstoffpumpe wird wieder aktiviert und auch die Einspritzdüsen bzw. Injektoren werden mit frischen Kraftstoff gespült. Durch den Kraftstoffverbrauch wird meist frischer Krafstoff nachgetankt.
10) Auspuffanlage
Die Auspuffanlage sollte ebenfalls von agressiven rostförderden Abgaskondensaten (durch evtl. Kurzstreckenbetrieb hervorgerufen) befreit werden. Das passiert durch eine gute Durchwärmung der ganzen Anlage.
Dauer, Häufigkeit und Bewegungsprofil der Bewegungsfahrt
Eine Fahrstrecke von 50 KM alle 3 bis Wochen sollte es schon sein. Auch ist von einer reinen Autobahnfahrt abzuraten. Am besten ist eine kurvige Landstrassenfahrt zu empfehlen wo alle Komponenten (Kupplung, Bremsen, Lenkung, Räder, Motor und Getriebe) gefordert werden.LINK-Name